Wählen mit 16 - und wie weiter?

Podiumsdiskussion im Georg-Mendel-Oberstufenzentrum

Rappelvoll war die Aula im 3. Stock des Georg-Mendelheim-Oberstufenzentrums in der Oranienburger André-Pican-Straße mit über hundert Teilnehmern, überwiegend Schülerinnen und Schüler im Erstwähler-Alter, einige Lehrer sowie politisch am Thema Interessierte: „Wählen mit 16 – und weiter?“ Die Friedrich Ebert-Stiftung hatte zu einer Podiumsdiskussion geladen, die mit einem Impulsreferat von Bildungsstaatssekretär Jungkamp und dem bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Günther, eingeleitet wurde.

 

In diesem Jahr dürfen Brandenburgs junge Leute erstmals schon mit 16 Jahren an den Kommunal- und Landtagswahlen teilnehmen. Benjamin Grimm (SPD Mühlenbecker Land), der den Oberhaveler Kreistag auf dem Podium vertrat, findet das richtig und gut: „Die Chance ist doch, dass Parteien die Interessen dieser Wählergruppe  mit in den Blick nehmen müssen, vor Ort, in der Gemeindevertretung und im Kreistag.“ Damit könne politisches Interesse gefördert werden, und so sei auch er zur Politik gekommen. Auf die Frage eines jungen Mannes, ob denn nicht Lernen für Schule, Ausbildung  und Studium wichtiger sei als politisches Engagement, das ja auch erheblich Zeit beanspruche, antwortete er mit seiner persönlichen Einstellung: „Lernen muss Vorrang haben – aber auch im zivilgesellschaftlichen Engagement lernt man und sammelt Lebenserfahrung: wie man sich Themen erarbeitet, mit anderen ergebnisorientiert diskutiert, gemeinsame Interessen öffentlich vertritt.“

 

Ein anderer Schüler wollte wissen: „Wie wollen Sie mich denn fürs Wählen gewinnen, wenn ich mich eigentlich gar nicht für Politik interessiere?“ Gegen dieses behauptete Desinteresse spreche doch schon die Anwesenheit des Fragestellers,  konterte Thomas Günther, der jedenfalls nicht mit einem Grundsatzreferat über Politik antworten wollte: Er würde sich lieber persönlich mit ihm unterhalten und sei sicher, dass sich im Gespräch sehr schnell ergebe, dass der Fragesteller für sein Lebens- und Wohnumfeld Wünsche habe, die nur durch politische Entscheidungen erfüllt werden könnten – ob das nun lokale Bildungsangebote oder Förderung von Sportvereinen betreffe.

 

Schüler sind in ihren knappen Kommentierungen oft gnadenlos. Nicht alles kommt gut an: „Blablabla!  Das war jetzt einfach nur Parteipropagandagelaber.“ Oder der warnende Zwischenruf: „Nicht abschweifen!“ Als nach zwei Stunden keine Wortmeldungen mehr erteilt werden, empört sich ein Jugendlicher über den letzten zugelassenen Beitrag: „Gloob’s nich: Ick darf nüscht fragen, aber die Rentnerin kann reden!“

 

Eine lebhalte Veranstaltung, die ihren Wert auch darin hatte, dass sich hinterher an den Stehtischen bei Brezeln und Rotwein nicht nur der politisch angeblich Desinteressierte mit dem Landtagsabgeordneten unterhielt ...