Bundestagsabgeordnete "auf Montage" in der Mühle

Ortsverein

34 Mitglieder und Gäste konnte Peter Witte als Vorsitzender des SPD Ortsvereins Mühlenbecker Land nach gut zweistündigem Vortrags- und Gesprächsabend  mit der Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering am Mittwochabend aus der Mönchmühle verabschieden und dabei ein absolut ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter feststellen. Das lag, wie eine Teilnehmerin feststellte, auch an der „attraktiven jungen Frau“, die sich als Referentin die schwierige Aufgabe  gestellt hatte,  die politisch aus den Fugen geratene Weltordnung zu erklären, zugleich aber ihre Zuhörer davon zu überzeugen, dass friedensorientierte deutsche Außenpolitik auch Verantwortung übernehmen muss: „Ohne Frieden ist alles nichts“, zitierte sie Willy Brandt, aber sie betonte auch: „Viele Länder erwarten von einem der reichsten Länder der Welt aktiven Einsatz bei der Bewältigung internationaler Krisen.“

Anders als in  privaten Beziehungen könne man sich die Gesprächspartner nicht  danach aussuchen, ob sie in ihrem Handeln sozial ausgerichtet und in ihren Ländern demokratisch legitimiert sind. So unterschiedliche Staaten wie die USA, Russland und die Türkei zum Beispiel sind für Deutschland als Partner in der globalen Wirtschaft nicht verzichtbar, wenn die Bundesrepublik Deutschland weiterhin die Sicherheit und den Wohlstand ihrer Bevölkerung bewahren will. Müntefering sprach sich nachdrücklich für das Sechs-Augen-Prinzip (auch) in der Außenpolitik aus: ein Augenpaar für die eigene Ansicht, das zweite, um die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen – und das dritte für die neutrale Draufsicht. Dem zustimmenden Nicken folgten engagierte, zum Teil kontroverse Stellungnahmen und interessierte Fragen: zur Haltung von NATO und EU gegenüber Russland nach der Erlangung der deutschen Einheit, zum syrischen Bürgerkrieg, dem Terror der Kämpfer für ein islamisches Kalifat, zum Palästina-Konflikt – und nicht zuletzt zu Fragen der Flüchtlingspolitik.

Ein Teilnehmer formulierte am Ende als persönliches Fazit der Veranstaltung: Die Welt ist stellenweise tatsächlich aus den Fugen geraten und es wird immer schwerer –  für Bürger wie für Experten – sich verlässlich zu informieren; aber wenn wir den Mut verlieren würden, ginge es uns an den Kragen. Insofern hätten wir  als sozial denkende und demokratisch handelnde Menschen die Aufgabe, über Gefahren zu diskutieren, die sich aus Fanatismus, Vorurteilen und Unkenntnis ergeben. In diesem Sinne empfand er den lebhaften Diskussionsabend eher als Mutmacher.

„Hat mir echt Spaß gemacht mit Euch, bin gerne gekommen“, bedankt sich die Bundestagsabgeordnete mit unverkennbarem Dialekteinschlag aus dem Kohlenpott, „auch wenn dat meine Leute in Herne und Wanne-Eickel nich so gerne seh’n, wennich  außerhalb meines Wahlkreises auf Montage bin oder in der Weltgeschichte rumreise: ‚Wann bisse denn mal wieder bei uns?’, fragen die mich dann.“ Sie nimmt den letzten Schluck aus ihrem Bierglas, schüttelt noch ein paar Hände und meint: „Nächstes Mal willich dat Mühlenbecker Land aber bei Tage seh’n!“ Während sie wenige Minuten später via Facebook mitteilt, sie sei nun „auf dem Heimweg zurück in die Hauptstadt und in die Berliner Koje“, stehen im Mühlensaal immer noch Gruppen zusammen und lassen den spannenden Abend Revue passieren.