MÜHLENTALK - Gesundes Leben ohne Pestizide

Umwelt

Mit dem MÜHLENTALK bietet die SPD Mühlenbecker Land nach den einleitenden Worten ihres Vorsitzenden Norbert Bücker "eine Informationsplattform, zu der wir kompetente Referenten einladen, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. Dabei wollen wir Vermutungen und Unterstellungen durch durch Faktenvermittlung entgegenwirken." Im Schildower Bürgersaal diskutierten unter der Moderation von Detlef Kuchenbecker über Alternativen zu Chemie & Co. Ulrike Bickel (BUND), Sascha Philipp (Landwirt und Betreiber des Landgutes Pretschen) und die Kulturwissenschaftlerin Manuela Zimmer.

Bürgermeister Filippo Smaldino-Stattaus erklärte: „Ein wesentlicher Handlungsanstoß war für mich der Beschluss der Gemeindevertretung vom 2. Juli dieses Jahres, für den ich der Fraktion SPD-B90/Grüne sehr dankbar bin: „Verbot von Glyphosat auf gemeindlichen Liegenschaften"! Als eine zweite ganz wesentliche Anregung möchte im Rahmen des im Mai 2018 beschlossenen Klimaschutzkonzeptes die Einstellung eines bis zu 70% geförderten Klimaschutzbeauftragten vornehmen. Dessen Sinn und Zweck wird leider von politischen Kräften vor Ort immer noch als nicht notwendig betrachtet. Bisher haben sich 250 Städte und Gemeinden entschieden, ihre Grünflächen ohne Pestizide oder mindestens ohne Glyphosat zu bewirtschaften. Der BUND unterstützt diese Aktivitäten und hat deshalb einen Ratgeber 'Die pestizidfreie Kommune' erarbeitet. In ihm wird deren Grundkonzept erläutert. Die Gemeinde Mühlenbecker Land ist die erste und einzige Gemeinde im Land Brandenburg, die in diesem Ratgeber aufgeführt ist und hoffentlich einen Sog-Effekt bewirkt.“

Ulrike Bickel erläuterte in ihrem Vortrag, wie es den pestizidfreien Gemeinden gelingt, ohne den Einsatz chemischer Mittel, die insgesamt als gesundheitsgefährdend für Menschen und Tiere zu betrachten seien, ihre Flächen zu pflegen. Das Gefährdungspotenzial von Pestiziden ist durch zahlreiche Studien belegt. „Ein Umdenken und bewusstes Handeln bei uns allen ist die Voraussetzung für eine gesunde Umwelt,“ so Frau Bickel.

Detlef Kuchenbecker zeigte mit den Berichten aus pestizidfreien Kommunen, wie diese erfolgreich ohne Chemieeinsatz auskommen. Das Beispiel der Landeshauptstadt Potsdam beweise eindrucksvoll, wie Bürgerbeteiligung in Projekten umgesetzt werden kann. Im Ergebnis konnte die Rückkehr der Wildbienen in die städtischen Grünflächen erreicht werden.

Sascha Philipp, Betreiber des Landgutes Pretschen, erklärte anschaulich die Prinzipien der biodynamischen Landwirtschaft. Er arbeitet nach dem bereits 1925 entwickelten Demeterprinzip, das grundsätzlich auf den Einsatz von Pestiziden und Chemie bei der Bewirtschaftung von Agrarflächen und der Tierhaltung verzichtet. Stattdessen kommen natürliche Präparate in der Bodenbehandlung und Nützlinge zur Eindämmung von Schädlingen zum Einsatz. „Eine Umstellung von konventioneller zu biodynamischer Landwirtschaft dauert generell 2-5 Jahre“, erklärte Philipp.

Ein erstaunliches Beispiel für die positive Wirkung biodynamischer Landwirtschaft zeigte sich durch das Wiederaufrichten der Hörner bei seinen aus traditioneller Viehhaltung erworbenen Kühen. 

Im letzten Vortrag des Abends ergänzte Manuela Zimmer die vorangegangenen Informationen mit naturphilosophischen Gedanken und stellte ganzheitliche Ansätze und praktische Alternativen vor.

Mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten sollte der Ausgangspunkt unseres Handelns werden. Das sich selbstregulierende  Netzwerk der Natur, das allen darin lebenden Arten die Grundlagen zur Entfaltung ihrer Lebensbedürfnisse bietet, kann als Orientierungsrahmen dienen“, so Frau Zimmer.

Die erlebbaren Naturprinzipien, die sich in Vielfalt statt Monokultur und Fülle statt Mangel zeigen, in unsere Konzepte aufzunehmen und ein Bewusstsein für die zentrale Bedeutung des Bodens als Grundlage für gesundes Wachstum und sauberes Wasser zu entwickeln sind, das seien die richtigen Voraussetzungen nachhaltigen Handelns.

Alte, wieder neu belebte Kompostierungsverfahren wie Terra Preta besitzen großes Potential, denn sie ermöglichen der Landwirtschaft wie auch jedem Gartenbesitzer die Gewinnung von hochwertigem Boden aus Gartenabfällen und Gülle.

Anregungen und Vorschläge, was wir alle sofort tun können, schlossen ihren Vortrag ab.

„Wir brauchen also die Politik, auch da oben, eine bessere, nachhaltige.  Toll, dass die SPD sich hier unten im Mühlenbecker Land, also vor unserer Tür, derart engagiert. Danke! "„Sehr informative Veranstaltung und sachkundige Referenten."„Das Thema sollte weitergeführt werden. "„Gespräche mit den Landwirten im Interesse der Nachbarn weiterführen. " 

So lauten die Aussagen von Bürgerinnen und Bürgern, die an der gelungenen Auftakt-Veranstaltung teilnahmen. Sie bringen damit nicht nur die Wichtigkeit des Gemeindebeschlusses vom 2.7.2018 deutlich zum Ausdruck, sondern zeigen auch, wie sehr ihnen das Thema und ein Bürgerdialog darüber am Herzen liegt.

Weitere Ausschnitte aus der Diskussion:

Tiefe Betroffenheit lösten bei allen Anwesenden die Schilderungen des Gastwirtes Christian Pascale aus. Anschaulich schilderte er , welche Auswirkungen das direkt vor seinem Lokal und Wohnhaus ausgebrachte Glyphosat hat. Nicht nur die gemeindebekannte Wildblumenwiese wurde vernichtet, sondern die von ihm veranlassten und vorgelegten Urinuntersuchungen seiner Familie sowie zahlreicher Bewohner der Gemeinde, die alle mehrfach erhöhte Werte aufwiesen, führte vor Augen, wie folgenreich der gesundheits-gefährdende Einsatz von Pestiziden ist.

Norbert Bücker erklärte hierzu, die SPD Mühlenbecker Land hier vor Ort stelle - unabhängig von der Frage, ob Glyphosat krebserregend ist und wie hoch evtl. die Grenzwerte sein dürfen - unmissverständlich fest: „Es sind Gifte und Schadstoffe, und die wollen wir nicht auf unseren Feldern und auch nicht in unseren Gärten!“

Bücker weiter: „Es soll geprüft werden, ob durch geeignete Informationen und Maßnahmen die hier ansässigen Bauern und auch private Bürger veranlasst werden können, in Zukunft auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten.“

In weiteren Wortmeldungen wurde die generelle Verantwortung der Politik, besonders auf Bundesebene, aber auch auf internationaler Ebene angemahnt und gefordert mehr im Interesse der Bürger zu arbeiten und nicht vorrangig die Interessen der Agrarindustrie zu berücksichtigen.

Sabine Gruber aus Schönfliess gab ein gutes Beispiel für die aus Bürgerengagement erwachsenen Initiativen wie ihre Mini-Reitschule und das Projekt Netzwerk blühende Landschaft.

Ein Zitat aus der Rede von Bürgermeister Filippo Smaldino-Stattaus setzt den richtigen Impuls für die Zukunft:  „Die Klima-Uhr hat bereits 12 geschlagen und jeder Einzelne von uns muss im Angesicht einer lebenswerten Zukunft handeln, d.h. wir brauchen vor allem die Akzeptanz in der Bürgerschaft und die Unterstützung der gesellschaftlichen Akteure ".

Alle Informationen aus den Vorträgen und weiterführende Hinweise werden in einem Dossier zusammengefasst und stehen demnächst auf Anfrage zur Verfügung.